Neustadt-Mussbach. Er rockte im wahrsten Sinne des Wortes den Festsaal im Herrenhof: Total begeistert von den Beiträgen des Musikkabarettisten Michael Krebs ließ das Publikum diesen und seinen Begleiter, den Bassisten Boris „the Beast“ Löbsack, am Samstag in der Reihe „Kabarettissimo“ erst nach mehreren Zugaben von der Bühne.
Noch bei der Ankunft am Neustadter Bahnhof hatte sich der Wahl-Berliner Anregungen für seinen Auftritt geholt. Dort war nämlich gerade Joy Fleming aufgetreten. Den etwas einfach gestrickten Witz, den die Sängerin zum Besten gegeben hatte, persiflierte Krebs direkt. Das kam an.
Im Sturm eroberte der Künstler die Herzen der Zuhörer mit seinem virtuosen Klavierspiel in den unterschiedlichsten Sparten. Als kongenialer Partner fungierte der Bassist „Boris the Beast“, der in seinem Heavy-Metal-Outfit und passender Frisur direkt die Blicke auf sich zog. Und Heavy Metal bildete denn auch die Grundlage des Programms. Krebs erweckte das bekannte Festival in Wacken zum Leben. Schon reckte er die Hand in die Höhe – geformt in der „Pommesgabel des Teufels“, dem typischen Zeichen der Anhänger dieser Musikrichtung. Doch leider, so Krebs, hätten mittlerweile auch die Kindertagesstätten dieses Signal für sich entdeckt: Dort bedeute es „Flüsterfuchs“, also eine Mahnung zum still sein. Und das sei ja nun mal das krasse Gegenteil von Heavy Metal, bedauerte Krebs. Um dem entgegenzuwirken, werden am Ende Buttons mit der Aufschrift „Flüsterfuchs – nein danke“ verteilt.
Den Unterschied zwischen Jazz und Heavy Metal machte Michael Krebs in einem Lied deutlich. Mit Jazz unterlegte er obendrein einige Ballermann-Hits, über die er sich herrlich lustig machte. Sicher wissen nur wenige, dass eigentlich Johann Sebastian Bach der Vater der Rockmusik ist. Doch wer anfangs zweifelte, wurde eines besseren belehrt bei der Interpretation von „Smoke on the Water“ oder „The Final Countdown“, durch die eindeutig bekannte Bach-Kompositionen schimmerten.
Zwischen die musikalischen Beiträge streute der Kabarettist Anekdoten aus seinem reichen Lebenserfahrungsschatz. Nicht nur, dass die Berliner ihn darum bitten, einen pedantischen Hausordnungsplan aufzustellen. Als Angehöriger der zweitunbeliebtesten Landsmannschaft, der Schwaben, muss er sich auch allerlei unbotmäßige Anfeindungen anhören. Und dass er obendrein mit einer Grundschullehrerin verbandelt ist, erleichtere seine Position nicht gerade, hielt er fest. Die Zuschauer, die den Festsaal bis auf den letzten Platz füllten, waren von Anfang an von der guten Laune des Künstlers infiziert und entließen diesen und seinen Adlatus erst gegen 23 Uhr in den verdienten Feierabend. (giw)