Von Annegret Ries
Auch wenn dieser Satz eine Plattitüde ist, so trifft er bei dem Duo Simon & Jan doch eindeutig zu. Und während des über zweistündigen Programms in der Reihe Kabarettissimo im Mußbacher Herrenhof muss man sich so viele Plattitüden anhören, dass man fast schon automatisch selbst Plattitüden verwendet.
Simon Eickhoff und Jan Traphan treten seit 2006 als Liedermacher-Duo auf – da war die große Zeit der Liedermacher schon lange vorbei. Was nicht heißt, dass man sich nicht trotzdem diesem Genre widmen kann. Aber dann sollte man es gut machen. Simon & Jan versuchen es mit Ironie und Comedy; deshalb firmiert ihr Programm als Musikkabarett, aber auch das gelingt ihnen nicht wirklich.
Texte eindeutig überholtDas Programm „Das Beste“ besteht natürlich fast ausschließlich aus alten Liedern. Es war keine wirklich gute Idee ein Programm mit Liedern der vergangenen 18 Jahre zusammenzustellen, denn da merkt man deutlich, dass die Musik des Duos im Prinzip immer gleich ist. Überwiegend ruhige, wenig abwechslungsreiche, eingängige Melodien – so sind fast alle der Lieder. Nur gelegentlich werden die Melodien ein klein wenig lebhafter, und hin und wieder kommen ein paar zaghafte Percussionklänge dazu. Hat man ein Lied des Duos gehört, kennt man im Prinzip alle. Musikalische Vielseitigkeit ist nicht die Sache der beiden.
Die Musik schreibt überwiegend Simon Eickhoff; Jan Traphan ist vor allem für die Texte zuständig. Sie würden manchmal gefragt, wie man auf solche Texte kommt, berichtet Traphan. Die Frage wäre viel eher, was muss man rauchen, um auf solche Texte zu kommen. Manchmal bestehen die Texte aus unzusammenhängenden Satzfetzen oder der stetigen Wiederholung der immer gleichen Worte, wie bei einem Lied über Berlin. Manche Texte sind eindeutig überholt, etwa ein Lied über einen Affen, der in den Weltraum geschossen wurde. Nicht besser sind Texte, die ziemlich oberlehrerhaft klingen, etwa über Schauspieler, die mit Werbung Geld verdienen oder über Bio beim Buletten-Imbiss. Doch auch diese Texte sind oft etwas wirr und albern. „Wir waren jung und brauchten das Geld“ sei die Antwort auf die Frage, wie man auf solche Texte kommt, sagt Traphan. Inzwischen sind die beiden Mitte 40, also nicht mehr ganz jung. Das Geld benötigen sie anscheinend immer noch.
Der ganze Auftritt des Duos erinnert an einen Stuhlkreis bei der christlichen Jugendgruppe oder an Gitarrengeklampfe am Lagerfeuer. Wobei Simon Eickhoff und Jan Traphan durchaus gut Gitarre spielen. Das gilt besonders für Eickhoff. Der während des gesamten Konzerts kein Wort sagt. Das Reden ist die Aufgabe von Jan Traphan.
Auch beim Duo-Gesang dominierte seine Stimme oft stark, was daran lag, dass am Mischpult nicht richtig gemischt wurde. Für eine besondere Einlage sorgte die Technik nach der Pause: Die Gitarre von Eickhoff stand unter Strom, so dass er die Saiten nicht berühren konnte. „Sei nicht so zimperlich“, kommentierte eine Besucherin. Eickhoff wartete trotzdem, bis der anscheinend defekte Stecker ausgetauscht war.
Albernheiten mit PublikumEines kann Traphan wirklich gut, das Publikum dazu zu bringen, wirklich alle Albernheiten mitzumachen. Einmal lässt er die Besucher minutenlang „Du bist Buddhist, na wenn das nichts ist“ singen, später dann wird ebenfalls über mehrere Minuten „Krawall und Remmidemmi“ gesungen. Ganz wie im Stuhlkreis. Außerdem sollen die Besucher durch Handzeichen politische Glaubensbekenntnisse abgeben.
Bei den Kabarettissimo-Veranstaltungen dominiert meistens ein schon etwas älteres Publikum aus dem Sozialpädagogen- und Akademikermilieu. Die waren bei dem Auftritt von Simon & Jan stark in der Überzahl und fühlten sich wohl an seine Jugend erinnert. Jedenfalls wurde durchaus lebhaft Beifall geklatscht. Einige waren sogar Wiederholungstäter, waren schon bei einem früheren Aufritt des Duos gewesen. Jede Art von Musik hat ihre Fans.
Quelle
Ausgabe | Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 239 |
Datum | Montag, den 14. Oktober 2024 |
Seite | 19 |